Grüner See 1998 Ein Bericht von Giorgio Nachdem ich den Hörer des Telefonapparates aufgelegt hatte, ging mir nur mehr ein Gedanke im Kopf herum: "Das ist eine eiskalt geplante Aktion, bei der wir einen kühlen Kopf bewahren müssen." Meine Freunde und Clubkollegen Andreas Hadolt und Mario Buchmüller hatten mir soeben mitgeteilt, daß der Wasserstand des Grünen Sees bei Tragöß, auf Grund der reichlichen Regenfälle in den vergangenen Tagen eine, für diese Jahreszeit einmaligen Höhe von 6 Metern erreicht hatte. Diese Chance durften wir uns nicht entgehen lassen, worauf wir uns zwei Tage später auf den Weg Richtung Norden machten. Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und dichter Nebel ließen bei Mario und mir leichte Zweifel über unser Vorhaben aufkommen, doch der Optimismus von Andi war einfach nicht zu brechen. Tatsächlich tauchten wir etwa 5 Kilometer vor dem See aus dem Nebelmeer in einen blauen, sonnendurchfluteten Himmel ein. Die Dame vom Tourismusverband Tragöß mußte zwei mal nachfragen, da sie unsere geplante Aktion für einen Scherz hielt. Als sie die Wahrheit endlich akzeptierte, erließ sie uns zum Einen die Eintrittsgebühr für Taucher und zweitens wollte sie sich das Datum groß in ihrem Kalender anstreichen. So etwas hatte sie noch nicht erlebt. Bei dem Erkundungsspaziergang rund um den See begegneten uns nur einige einsame Wanderer und auch die Benützung der Seestraße, um an einen sonnengünstigeren Platz zu gelangen, war diesmal kein Problem. Probleme bereitete uns nur der erste Kontakt mit dem Wasser. Es wurden Gedanken ausgesprochen wie: "Machen wir schnell ein paar Fotos in voller Adjustierung als Beweis für unser gelungenes Vorhaben und verschwinden dann ins nächste Wirtshaus!" oder "Werfen wir Andi für seine Idee doch ohne Anzug in den See!" Nach etlichen weiteren Flüchen und Wehklagen hatten wir es dann aber doch alle ins Wasser geschafft, und siehe da, alle Unmutsbekundungen verstummten mit einem Mal und nur mehr ein rhythmischen Zähneklappern war leise zu hören. Die Unterwasserwelt des Grünes Sees beschreiben zu wollen, würde den Rahmen dieser Clubzeitung sprengen und trotzdem könnte man diese Schönheit und Faszination niemals mit Worten zum Ausdruck bringen. Ich kann nur jedem empfehlen, ob Taucher oder Nichttaucher, dieses einzigartige Juwel und seine umgebende Landschaft selbst zu erleben. Die Rückkehr der glorreichen drei ist für nächstes Jahr schon beschlossenen Sache. Die Zukunft des Grünen Sees ist nicht gesichert, da geplant ist, ihn als Trinkwasserquelle zu nutzen. Unterschriftenlisten zur Erhaltung des Sees findet ihr in einer Holzrolle am Zugangsweg.
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