Lanzarotte 1998
Ein Bericht von Giorgio




Politisch gehören die Kanarischen Inseln zu Spanien, doch die Einwohner der einzelnen Inseln sind ein sehr stolzes Volk, das seinem Bestreben nach Autonomie konsequent nachgeht. Einen z.B. Herreno (Einheimischer in El Hierro) als "Spanier" zu bezeichnen, würde diesen beleidigen.
Über die Geschichte der Kanaren und der Ureinwohner, heute generell Guanchen genannt, wird viel spekuliert.

Einige sehen hier sogar die Reste des versunkenen Kontinents Atlantis.

Bedeutend ist, daß schon Phönizier und Römer die Inseln kannten und bereisten, was aber bis zum Jahre 1393 wieder in Vergessenheit geriet. Zu diesem Zeitpunkt wurde ein spanischer Ritter zufällig an die Küste von Lanzarote gespült, der dann Früchte und Gefangene mit zum spanischen Hof bringen konnte. 1402 begann die Unterwerfung der Inseln, deren Kämpfe bis zum Jahre 1496 andauerten. Die Spanier verkauften oder töteten die Einwohner, mit dem Segen der kath. Kirche derart gründlich, daß die Schrift dieses Volkes heute nicht gelesen werden kann, und auch sonst die Archäologen mehr Fragen als Antworten haben. In der Rückschau kann das, was im 15. Jahrhundert auf dem Kanarischen Archipel geschah, als Conquista-Training für die Aneignung von Süd- und Mittelamerika angesehen werden.

Weitere Höhepunkte in der wechselvollen Geschichte waren die Besuche von Kolumbus 1492 auf seiner ersten Entdeckungsreise nach und von Amerika und auch auf seiner zweiten Fahrt. Historiker sagen ihm ein kleines Techtelmechtel mit der Frau des Gouverneurs, Dona Beatriz, nach. Der englische Lord Nelson verlor 1797 seinen Arm bei einem fehlgeschlagenen Angriff auf Teneriffa.
Ansonsten waren die Inseln bei Piraten aller Nationalitäten immer hoch im Kurs, die sich hier ihre Sklaven holten.

Lanzarote war die Kornkammer des Archipels, bis der Vulkan Timanfaya in einer riesigen Eruption von 1730-1736 das heutige Erscheinungsbild der Insel formte.

Der erste Eindruck beim Aussteigen aus dem Flugzeug haut einen, im wahrsten Sinne des Wortes, um. Gute 40°C und ein gleichmäßig blasender Passatwind, der für die hohe Luftfeuchtigkeit verantwortlich zeichnet, machen das Atmen anfangs etwas schwer. Dazu kommt eine Landschaft, die einen stark an den Mond erinnert. Auf Grund der Lage neben der Sahara, kann es auch mal vorkommen, daß ein Sandsturm von Afrika herüberpfeift.

Es gibt hier keine natürlichen Wasservorkommen, jede Pflanze wird künstlich, mit den geklärten Abwässern, gegossen. Die Strände sind meist felsig, und auf den großen goldenen und schwarzen Sandstränden trifft man kaum Touristen. Abschreckend wirken hier die starke Brandung (tolles Wellenreiten) und die Strömungen des Golfstromes, die weiter draußen auftreten.

Zudem ist Lanzarote eher eine Insel für gehobene Gäste, die ihren Allerwertesten während dem ganzen Urlaub nicht vom Hotelpool wegbewegen. Die Insel ist gerade mal 60km lang und 20km breit aber um die viele der einzigartigen Sehenswürdigkeiten zu besuchen, muß man gute 700km auf den verwinkelten und oft ungeteerten Pisten zurücklegen. Der grüne Kratersee des El Golfo, die Lavahöhlen und unterirdischen Seen des Jameos del Aqua, die Feuerbergen im Nationalpark Timanfaya, die berühmten Papagayo Stränden, das Tal der tausend Palmen bei Haria, das Weinanbaugebiet um La Geria, der sonntägliche Markt in der alten Hauptstadt Teguise, die Conchicillaläuse (roter Farbstoff für Campari und Kosmetik) im Jardin de Cactus, oder die Nachbarinsel La Gracosia sind nur einige der Sehenswürdigkeiten. Ein Leihauto ist auf der Insel daher dringend zu empfehlen.

Überall trifft man auf den Namen Cesar Manrique. Der mitlerweilen leider verstorbene Künstler konnte auf der Insel durchsetzten, daß ein gewisser Baustil eingehalten werden muß und auch sonst keine Reklametafeln und ähnliches die Landschaft verschandelt.

Der Atlantik hat Temperaturen zwischen 18 und 23°C, weist praktisch keine Sprungschichten auf und hat auf 55m Tiefe noch immer eine Temp. von 180C und eine Sichtweite von gut 30m - 50m. Das Tauchen untersteht in Spanien dem Militär, welches sehr strenge Richtlinien vorgibt. Die CMAS Schulen haben ein durchschnittliches Tiefenlimit von 30m, die englischen PADI - Schulen teilweise von ca. 40m. Getaucht wird ausnahmslos nur mit Guide Zusätzlich muß man sich eine Tauchgenehmigung für Spanien kaufen, die ein Jahr gültig ist und den Betrieb der Druckkammer auf der Insel sichert. Der Andrang von Tauchtouristen hält sich in Grenzen, meistens sind es Touristen, die hier einen Anfängerkurs besuchen. Die zahlreichen Tauchschulen sind alle recht gut ausgerüstet doch einen Besuch im einzigen Tauchgeschäft der Insel sollte man sich sparen. Trotz Zollfreizone bietet das Shop so gut wie keine Auswahl (weder Firmen noch Artikel) und es zu finden, kann in den verwinkelten Gassen von Arrecife schon mal ein paar Stunden kosten (nicht einmal die Einheimischen kennen es). Die meisten Tauchspots werden vom Ufer aus besucht, wobei der Landtransfer im Preis inbegriffen ist, ansonsten fährt man mit dem Schlauchboot.

Mala: Einstieg in einer Bucht mit Lavasteilwänden, in die man zuerst hinuntersteigen muß. Das Revier unter Wasser ist vor allem wegen seiner Engelshaie, Stingrays und anderer Rochenarten bekannt, dafür ist der Ausstieg über eine Eisenleiter, bei der hohen Dünung und der drohenden Felswand dahinter ein Abenteuer für sich. Eher etwas für Erfahrene Taucher mit viel Kraft in den Armen!

Puerto de los Marmoles: Hier liegt das Wrack der "Temple Hall". Für Tauchgänge zu diesem Wrack sollte man sich mit den Calipso-Divers verabreden, da, wenn die in der Nähe befindliche Fischfabrik "Reinigungstag" hat, sich dann, bei sehr schlechter Sicht, hier die Hai-Society tummelt kann, der man besser aus dem Weg geht (max. Tiefe beträgt 12m).

Playa de la Barilla: Sicherlich der schönste Tauchplatz auf der Insel. Eingestiegen wird vom Sandstrand aus, der hier keine Dünung aufweist. In der "Kathedrale" auf 35m Tiefe trifft man meistens auf einen kapitalen Zackenbarsch aber auch sonst kann man in der Umgebung Muränen, Baracudas, Rochen und alle Arten von maritimem Leben antreffen.

Puerto del Carmen: Ausfahrt mit dem Schlauchboot zu einem wahren Wrackfriedhof. Hier wurden als künstliche Blockade 6 Holzschiffe nebeneinander versenkt, dazu kam dann noch vor ein paar Jahren ein Stahlschiff, das haarscharf an einer gut 10-15m hohen Steilwand liegt. Maximale Tiefe beträgt hier 40m.

Sollten Sie einen reinen Tauchurlaub planen, sind Sie auf Lanzarote fehl am Platz. Wer an der urtümlichen Insel nicht interessiert ist, verpaßt das Beste und sollte sein Geld besser für einen Trip in anderen Länder sparen !

Sprache: Spanisch, Englisch, etwas Deutsch
Reisezeiten: Winter=Hauptsaison, Sommer=Nachsaison
Unterkünfte: hauptsachlich Appartments
Literatur: Fuerteventura-Lanzarote vom Regenbogen-
Verlag / Klaus Stromer (für Selbstentdecker)

Tauchen:1 TG kostet 3.400,- pts mit eigener Ausrüstung
6.400,- pts ohne eigene Ausrüstung
empfehlenswerte Tauchbasen:
Calipso Divers-Avenida de las Islas Canarias
35509 Costa Teguise
Safari Diving-Playa de la Barilla 4
35510 Puerto del Carmen
R.C. Diving-Avenida de las Playas 38
35510 Puerto del Carmen




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