Sharm el Sheik - South Sinai
Ein Bericht von Georg Siber




Andreas Scheiger & Andreas Beckerhin sind die Eigner und gleichzeitig Diveguides auf dem Schiff, doch musste Andi B. nach Österreich wegen einer Ohrverletzung. Deswegen wird der Österreichische Guide Jürgen für unsere Safari angeheuert. Außer unserem Kapitän Mahmud befinden sich noch Smutje Gamal, der "Little Captain" Yasser und der Deckhand Mohamed an Bord.

Die DIVERUNNER ist eines der wenigen Stahlschiffe in Sharm el Sheikh, was zu guten Eigenschaften bei rauer See führt. Mit Abmessungen von 19m Länge und 5,50m Breite, 6 Doppelkabinen, 2 Duschen/WC, einem Saloon, einem Tauchdeck mit niedriger Taucherplattform und einem großen Sonnen-Oberdeck bietet sie Platz für 12 Taucher. Tee, Kaffee, Wasser und alle Softdrinks sind frei, nur das Bier (Stella) kostet eine Kleinigkeit. Dazu zaubert Gamal jeden Tag neue Köstlichkeiten und verwöhnt uns zwischendurch mit frisch gepressten Saftkreationen oder Keksen.

Aus Mahmuds Kapitänskajüte dringt den ganzen Tag coole House & Trance-Music und abends wandert die Musikanlage zur Freude aller aufs Oberdeck. Unermüdlich sind Yasser und Mohamed bemüht jedem in oder aus seiner Ausrüstung zu helfen und jeder Handgriff wie sogar das Flossenanziehen nehmen sie einem selbstverständlich ab.

Das Chaos im Hafen ist unbeschreiblich und vom Seerecht her wundert es mich, dass Erwin als Ausbilder für Bootsführerscheine nicht gleich in Ohnmacht fällt und schreiend über Bord springt. Doch wir meistern die Situation mit Hilfe der Einheimischen, die uns so lange auf die Papiere warten lassen, bis die meisten Schiffe schon draußen auf See (oder gesunken?) sind.

Nach dem Ablegen geht es in Richtung der Straße von Tiran, wo wir am Gordon Reef ankern und auch den ersten Tauchgang machen. Für die Neuankömmlinge bedeutet das gleich einen Crashkurs in Fauna & Flora des Roten Meeres, und die lässt sich nicht lumpen.
Beim Anlegen deuten uns die Guides auf den anderen Schiffen das Zeichen für Tigerhai mit 2m Länge.
Andreas erklärt uns noch zur Beruhigung, dass wir im Falle einer Begegnung mit diesem Fisch besser mit der Riffwand verschmelzen sollten. Wir sehen dann aber "lediglich" eine Turtle, Muränen, einen Napoleon doch abschließend wird Andrea noch von einem Riesen-Drücker so gebissen, dass eine Verletzung trotz Füßling und Neoprenanzug zurückbleibt. Auch Bernhards Flosse bekommt eine Kerbe als Andenken.

Von da an wissen wir, dass die Blicke der Drücker eher dahin zu deuten sind, dass sie eine Stelle zum Zubeißen suchen und sogar unsere Guides ziehen des öfteren alle Extremitäten bei Begegnungen mit ihnen ein oder gehen in Boxerstellung. Die Biester muss man immer im Auge haben, da sie etwas hinterhältig sind und meist schnell und unerwartet auf einen zukommen.

Montag Früh bleiben wir vor Anker und fahren mit dem Zodiac zum Thomas Reef. Dort können zwei von uns an der Sichtgrenze einen Tigerhai ausmachen, der aber sofort verschwindet.
Über Mittag geht es weiter zum Woodhouse Reef, wo wir wieder auf eine Turtle stoßen.
Nachmittags verlegen wir in die North Laguna und Tauchen am Wrack der KORMORAN. Am Abend springen dann einige noch für einen Nachttauchgang ins Wasser.

Dienstag Früh fahren wir zum Jackson Reef und bleiben dort den ganzen Tag für 3 Tauchgänge liegen. Zuerst machen wir das südliche Riff mit weißen Muränen, wieder einer Turtle und einem ausgewachsenen Grouper.
Mittags den CoralGarden mit Rußkopfmuräne und schlafendem Kugelfisch und abends das nördliche Riff am Wrack der LARA wo wir auf Thunfische stoßen.
Am Abend hat Andi für uns ein Highlight der besonderen Art und so landen wir auf der Insel Tiran für ein Ägyptisches Barbecue.

Mittwoch früh geht es noch mal zum Woodhouse Reef um ein Höhlensystem zu begutachten, dem einer von uns sehr ausgiebig nachkommt, in eher unerforschte Teile vordringt und so zu nervösen Zuckungen bei Andi sorgt. Doch alles klärt sich rasch, da wir von der Adria ja doch weitaus schlechtere Verhältnisse gewöhnt sind um hierbei aus der Ruhe zu kommen.
Mittags gehen wir ankerauf und fahren in die White Night Bay vor unserem Hotel um den berühmten Canyon mit seinen Höhlen zu betauchen. Dieser führt wie eine Halfpipe bis zu einer "Sprungschanze" in 55m. Von dort geht es rapide weiter in die Tiefe, doch liegt das Tiefenlimit in Ägypten bei ;-) .
Für das Höhlentauchen im Canyon fehlt den meisten die Lust dazu und so bleibt mir und Andi etwas mehr Zeit um eine davon genauer zu betauchen. Anschließend machen wir wieder bei Ras umm Sid fest, wo ich mit einem 2m Napoleon Seite an Seite 10 Minuten lang tauchen kann, der sich sogar berühren lässt. (Hier ein Dank an die Herstellerfirma, dass die verf#�&% Kamera von Rene nicht funktionierte.)
Für den Nachttauchgang verlegen wir noch einmal nach Ras Katy. Dort treffen wir auf die größte Muräne, die wir je gesehen haben und auf 2 große rote Nacktschnecken, denen wir nach etlichen Fotos keine weitere Aufmerksamkeit mehr schenken.
Zurück an Bord kläre uns Jürgen darüber auf, dass wir hier gleich 2 der seltenen Spanischen Tänzerinnen gesehen hatten. Er hat seit seinem monatelangen Aufenthalt erst insgesamt 2 gesehen. Wir verstehen die Aufregung nicht ganz. Bei einem Hai täten wir das ja verstehen, aber ein Rutscher bleibt ein Rutscher und zumindest von denen gibt es im Mittelmeer genug!

Donnerstag Früh fahren wir in den Ras Mohamed Nationalpark und tauchen am Shark Reef, einem der Top 10 Tauchplätze der Welt.
Und wirklich es gibt noch eine Steigerung. Das Meer fällt hier auf über 700m ab. Wenn man sich etwas ins Freiwasser begibt kommt es zu Begegnungen mit Barakudaschwärmen, Makrelen, 2m Thunfischen und großen Schnappern. Leider entspricht der Tauchplatz nicht seinem Namen und eine Nahbegegnung mit einem Hai bleibt leider weiter aus. Doch tauchen wir weiter zum Yolanda Reef und dem Wrack der YOLANDA. Vor Ort findet man keine Konstruktion mehr, die auf die Form eines Schiffwracks deutet aber zahllose Kloschüsseln und Badewannen "Made in Austria".
Mittags ankern und tauchen wir im Small Crack, das eine einmalige Korallenlandschaft mit den dazugehörigen Fischen beherbergt.
Am Nachmittag steht Beacon Rock mit dem Wrack der DUNRAVEN am Programm. Das Wrack ist nicht so aufregend, da es kieloben liegt, aber in der Umgebung stößt man auf reiches Leben. So begegnen wir hier 3 Napoleons und einem riesigen Schwarm Blaustreifen-Schnapper.

In der Nacht frischt der Wind auf und Freitag Früh herrscht raue See. Nichts desto Trotz geht es ab in Richtung Sha ab Ali zum Wrack der THISTLEGORM. Bald wird uns klar, das es keine einfachen Tauchgänge werden, denn fast alle Schiffe drehen um und fahren zurück.
Am Wrack angekommen liegen nur 3 Schiffe dort und ein weiteres versucht mit halsbrecherischen Manövern festzumachen oder sich selbst zu versenken - das wahre Vorhaben ist schwer auszumachen. Hier stechen die Vorteile der DIVERUNNER heraus und so sind wir bald nur mehr zu dritt, da der eine nicht anlegen kann und bei einem anderen die Ankerleine reißt.
Doch auch die DIVERUNNER erleidet leichte Schäden da eine der beiden Einstiegsleitern durch die Wellen weggerissen wird und das Halteseil des Sonnensegels reißt, welches daraufhin in Sicherheit gebracht werden muss.
Aber Andi wackelt mit keinem Ohrwaschl - "Hauptsache getaucht wird!", ist sein lapidarer Spruch zur Situation. So erfahren wir während zwei Tauchgängen die Faszination und Mystik der THISTLEGORM und haben das Schiff beim 2. Tauchgang sogar ganz für uns allein.
Rund um und über dem Schiff stehen Unmengen von Fischschwärmen und große Thunfische patrouillieren immer wieder über das Oberdeck. Allein die Ladung, bestehend aus Fahrzeugen und Waffen aller Art, wäre einen eigenen Artikel wert. Ein Erlebnis der besonderen Art und sicher das schönste Wrack, das ich je inspiziert habe.
Leider klemmt sich dann einer von uns den Finger ein und beim zweiten Ausstieg steht das Wasser im Heck schon bis zu den Knien, aber wie Andi schon sagte...!
Abends ankern wir vor Ras Katy für einen weiteren Nachttauchgang.

Samstag Früh startet Andi den letzten Versuch uns einen Hai aus der Nähe zu zeigen. Wir fahren nochmals zum Shark Reef und umrunden dieses zweimal unter Wasser, doch kein Hai lässt sich blicken, dafür aber wieder Barakudas, Thunfische und eine Turtle.
Kurz vor Mittag machen wir noch einen gemütlichen Tauchgang bei Ras Gaslani wo Nicole und ich eine Torpedorochen aufstöbern.
Pünktlich kurz vor 13 Uhr beenden wir unseren Tauchgang und haben damit genau 24 Stunden Pause bis zum Heimflug am nächsten Tag.

Hier ein großes Lob an Andi, der die ganze Tour auch vom Zeitablauf so perfekt plante, dass im höchsten Fall eine fremde Tauchgruppe mit uns gleichzeitig am Tauchplatz unter Wasser war. Normalerweise ist das fast unmöglich - aber eben nur fast! Wer behauptet auf der Nordtour gibt es keine "g´scheiten" Fische und zu viel Andrang, der sollte mal seine Organisation überdenken und den Partner vor Ort wechseln!

Am späten Nachmittag gibt es wieder Programm. Andi hat einen Ausflug in die Wüste mit Abendessen bei den Beduinen organisiert.
Rene bleibt als einziger am Schiff, und Nicole und ich besuchen lieber den Alten Markt von Sharm el Sheikh, der sich aber für uns als Flop präsentiert, da wir mit der lästig aufdringlichen Art der Verkäufer den vielen absolut unnützen Staubfängern nichts anzufangen wissen.
So kehren wir mit etwas Silberschmuck aufs Schiff zurück und verbringen einen sehr ruhigen, gemütlichen Abend mit Rene und der Crew.

In der Nacht legen wir nochmals ab und übernachten am Ras Peter, von dem Andi erzählt, dass hier bis jetzt sein fadester Tauchgang in Sharm war, da man nur Panzerwracks findet und kaum Fische. Rene und ich sind uns sofort einig, hier müssen wir nächstes Jahr hin!!!

Am Sonntag geht es mit dem Shuttlebus der DIVERUNNER um 10 Uhr zurück zum Airport und dann um 13 Uhr ab in die Heimat, wo uns gleich mal eine durchgehende Regenfront mit 14°C erwartet. So wird man gleich wieder auf Österreichische Verhältnisse eingestimmt.

Wie sagte Andi noch eines Morgens beim Sonnenaufgang auf em Deck der DIVERUNNER:

"Just another day in the office!" - Man könnte fast neidig werden!




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